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Rumänien

21.10.2009 Budapest- Szeged- Rumänien

i´m sorry, aber es gibt noch überhaupt nichts aufregendes zu erzählen, da noch überhaupt nichts aufregendes passiert ist. Das Auto macht bis lang so gut mit, auch scheint es mit dem neuen Öl höchst zufrieden zu sein, wir wurden nicht beklaut, haben keinen Durchfall, ach, ich hab ganz vergessen- wir sind ja auch erst 5 Tage unterwegs. Und noch in Europa...:-)). Um 12 Uhr verlassen wir die wirklich schöne Stadt und es geht Richtung Rumänien /Szeged. Ungarn verabschiedet sich mit strahlendem Sonnenschein, was die tristen Straßen ein wenig freundlicher erscheinen lässt. In Szeged angekommen hüpfen wir zwischen den Plattenbauten noch mal in den Tesco-Supermarkt, der sage und schreibe 24 Stunden geöffnet hat und 46 Kassen besitzt!!!! Alles noch viel zu europäisch hier, Englisch sprechen die wenigsten, dafür aber gebrochenes Deutsch. Von Rossman über Penny und Obi sind hier alle Ketten vertreten, die Straße ist gut. Wir entscheiden uns weiter zu fahren, die Grenze nach Rumänien kann nicht mehr weit sein. Ist sie aber doch, knappe 45 km, wir kommen in die Dunkelheit, werden von Truckern gnadenlos überholt. Grenze, das erste mal müssen wir unseren Pass zeigen, krass wie einfach es für uns mit deutscher Staatsangehörigkeit ist zu reisen.

22.10.2009 über Arad nach Sibui

In Rumänien fühlen wir uns endlich ein paar Kilometer weit weg von Lüneburg. Durchfahren kleine Dörfer, die grau-bunten Häuser stehen dicht an dicht direkt an der Straße, kleine Gärten in denen die Hühner frei laufen und die Wäsche zum trocknen in der Sonne hängt, große Feuerholzstapel. Pferdegespanne, riesige, weite Ackerflächen, die mit kleinen Traktoren bearbeitet werden. Obststände an den Dorfstraßen an denen es oberleckere Weintrauben und Äpfel zu kaufen gibt. Ein wunderschöner Schlafplatz in den Bergen kurz vor Sibui, neben den Weinstöcken parken wir in ziemlicher Schieflage das Auto ab und schlafen quer statt längs da die Angst vor dem “auf die Seite kippen” in der Dunkelheit doch noch größer wird.

23.10.20009 Sibui nach Laslea

Sibui- bei strahlend blauem Himmel besuchen wir die wunderschöne Altstadt in der die Großkonzerne noch nicht angekommen sind. Entschließen uns weiter Richtung Laslea zu fahren, hier hat Christin einen Kontakt zu einer Ökofarm. Der Ausflug lohnt sich- wir werden von Maria willkommen geheißen und erst einmal an den Mittagstisch gebeten. Wir waren nicht angemeldet, aber sie scheint mit uns gerechnet zu haben... Maria zeigt uns nach vielen Geschichten die kleine Farm, die in einer Lebensgemeinschaft von vier Freunden bewirtschaftet wird. Von der Milch, die die 10 Kühe abwerfen, wird Käse, Butter und Quark gemacht, die Produkte können allerdings nur illegal und nicht öffentlich verkauft werden, da die EU- Normen unerreichbar für eine derartig kleine Farm sind... Wir sind uns nicht einig ob wir neidisch auf die vier sind, die mit Sicherheit ein hartes Leben führen, aber es dennoch geschafft haben, ihren Traum einer Farm zu leben und nicht nur zu träumen...

24.10.2009 Biodynamische Farm in Laslea

Wir entscheiden uns noch einen Tag zu bleiben, nicht nur weil die Sonne unsere warmen Wollpullis ersetzt sondern auch, weil Maria und Alexandrio einverstanden sind, dass wir ein Porträt über ihre Arbeit und den Hof machen. Der Film soll allerdings noch nicht ins Internet da die Milchprodukte noch illegal hergestellt werden, der Hof hat noch keine Zertifizierung. Maria hat uns gebeten, den Film erst zu veröffentlichen, wenn die Produkte legal verkauft werden können, da die Angst vor den Behörden zu groß ist.

25.10.2009 Laslea bis ?

Ziel- nach dem Abwasch- soll heute Bukarest sein- 300 km liegen vor uns. 20 km hinter Laslea werden wir von einem alten Hippiebus überholt- 2 deutsche Mädels aus Sachsen .Wir geben uns Handzeichen und fahren rechts ran. Die beiden arbeiten in einer kirchlichen Jugendeinrichtung. Wir fahren hinterher, nicht nur in der Hoffnung Mittag zu essen, sondern auch um das Projekt kennen zu lernen. Die Mädels meinen, nicht genug Entscheidungsgewalt zu haben um uns das Filmen zu gestatten, schreiben können wir aber gerne über das Projekt.

Das Projekt hört sich interessant an- “Doman Höfe”- ein Projekt der evangelischen Kirche, seit guten 20 Jahren wird hier die in Rumänien lebende, ungarische Minderheit unterstützt. Sie arbeiten mit lokalen NGOs zusammen, die ein Waisenhaus für diese Randgruppe betreiben (angeblich bezahlt der Staat Geld an Eltern, die ihr Kind im Heim abgeben??!!). Doch für die meisten Kinder gibt es auch nach dem Waisenhaus keine Zukunftsperspektive. Hier knüpft die deutsche Organisation an, die eine Art Jugendbegegnungsstätte geschaffen hat und die Jugendlichen bei Job und Studienplatzsuche unterstützt. Ein Secondhandhandel ist derzeit im Aufbau, damit sich das Projekt selber tragen kann- allerdings mit Secondhandware aus Deutschland. Neu im Programm- Bibelstunde im Zigeunerdorf... Schade, es wäre ein wirklich schönes, rundes Projekt zum Starten geworden, doch wir hätten mindestens drei Tage einplanen müssen, um einen guten Einblick zu bekommen- und natürlich die Erlaubnis. Ein Abstecher, der sich gelohnt hat- zumal er uns bestärkt, unser Vorhaben zu beginnen :-)

26.10.2009 Bukarest- ein Albtraum für den Fahrer

Generell würde ich die Rumänen als sehr gastfreundlich beschreiben wollen- dies gilt allerdings nicht auf der Straße. Da das von Jonathan gepriesene “Volvo-Vorfahrtsrecht” nicht im geringsten beachtet wird, kommen wir nur mit ganz großem Glück heil aus dieser mäßig schönen Stadt raus. Fahren Richtung Russe, 30 Kilometer vor der Grenze nach Bulgarien halten wir in einem kleinen Sandweg, Auto aus, Bier auf.

Mich durchfluten warme Gefühle - eine Heimat, in der ich mich wohl und gut fühle, zu verlassen, um in einer anderen Heimat, in der ich mich ebenfalls geborgen und gut aufgehoben fühle, anzukommen - genau zu wissen, wer mich in Kenia in die Arme schließen wird, wie der Tee schmeckt, welchen Weg ich gehen muss um Freunde zu besuchen. Die Menschen in Kenia wissen, dass wir auf dem Weg sind, Kilometer um Kilometer, um irgendwann bei ihnen vor der Tür zu stehen und um Einlass zu bitten. Ein wunderbares Gefühl, zu wissen wo man irgendwann ankommen wird...

Auch in Bukarest haben wir vor ca. 1 Monat ein Projekt der “Auslandshilfe.net” angeschrieben. Diese haben sich heute gemeldet und uns eine Telefonnummer geschickt- leider eine falsche... So verlassen wir auch Bukarest, ohne ein Projekt besucht zu haben - schade. Am heutigen Tage ist mein Opa friedlich im Familienkreis vom jahrelangen Leid seiner Krankheit erlöst worden. Die Nachricht erreicht mich am folgenden Tag per SMS. Wir machen gerade Kaffepause an einem wunderschönen Platz an der Donau. Ein kleines “Zigeunermädchen” steht bei uns und schaut zu, wie wir Kaffee kochen. Meine Tränen laufen, Jonathan und Christin sind bei mir. Es ist gut so, für alle...